guest-artist: Kurzgeschichte von Tobias Ilg

Part 2 / 4

Ode an FReiburg oder: Mein erster Tag in der schönsten Stadt der Welt

Den Kopf nach Links gedreht, erblickte ich ein Café, gefühlte 10 Quadratmeter groß, allerdings mit einem prominenten Gast: Ich sah am Stehtisch unseren Bundestrainer Joachim Löw, einen Espresso trinkend und eine Zigarette paffend. Später ließ ich mir sagen, dass „der Jogi“ des Öfteren in den Cafés der Stadt anzutreffen sei. In meiner gesamten Studienzeit in der Breisgaumetropole sollte ich ihn noch weitere fünf Mal bei der Koffeinzufuhr beobachten dürfen. So langsam konnte ich mich mit meiner neuen Heimat anfreunden. Die Breisgauluft schmeckte einfach wunderbar. Mit diesem Glücksgefühl im Bauch stolzierte ich weiter. Am Ende der Straße baute sich zu meiner Linken das Heart of the City vor mir auf. Das Stadttheater - welches diesen Slogan mit großen Lettern an das Gebäude gebracht hat -, und gleichzeitig kulturelle Herz der Stadt. Die Aufführungen in diesem Haus zögen immer wieder die Bohème der Stadt an. 


Als Kontrast zu dieser Spielstätte findet man gegenüber die sogenannte „Alte UB“. Man könnte meinen, diese sei im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und nicht das Stadttheater. Monatelang frästen sich Bagger und Presslufthammer durch die alten Mauern. Nur noch zwei Türme ragten aus dem Haufen von Schutt hervor. Erinnerungen an Nachrichtenbilder über den Anschlag auf die Twin-Towers huschten durch meinen Kopf. Ich überquerte die Straße, lief die Fußgängerzone entlang und fand mich plötzlich inmitten des Hauptverkehrsknotenpunkts der Stadt wieder: dem Bertoldsbrunnen, benannt nach dem Gründer der Stadt, Bertold dem III. Massenweise Einkaufswütige drängelten sich durch die Hauptstraße. Fahrradfahrer dieser Stadt waren hier ausnahmsweise mal nicht willkommen. Dafür fuhren hier Straßenbahnen, hupten und schlichen durch die Gassen. Die Linien 1,2,3 und 5 kreuzen sich hier. Eine Nummer 4 gibt es nicht. Warum weiß kaum einer - ein Mysterium der Stadt. Es war Mittag. Mein nächstes Etappenziel sollte das Münster sein. Ich übersprang die typischen Freiburger „Bächle“, denn ein Hineintreten wäre fatal – es zwänge mich zur Heirat mit einer Freiburgerin -, schnappte mir auf dem Weg eine schmackhafte „Rote Münsterwurst“ und quälte mein Ohr mit Badener Dialektik. Am Münsterplatz angekommen verlor ich mich in lauter tollen Marktständen. Der Geruch von Gewürzen durchstreifte meine Nase, ich sah herrlich geschmückte Blumenstände, Obst- und Gemüsehändler und Honigverkäufer. Das Münster, ein prächtiges, im gotischen Stil erbautes Gotteshaus, war für mich nur noch Nebensache. Ich mochte mich lieber für immer in diesen engen Nischen des
Marktes verlaufen und die herbstliche Sonne genießen. Doch meine Lust wurde jäh getrübt.

Fortsetzung folgt... 

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© Text: Tobias Ilg
© Bild: ringofarrago